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Samstag, 21. August 2010

In Odessa

In zwei Tagen habe ich fast drei Laender durchquert und Odessa erreicht. Moldavien habe ich durchquert, die Ukraine eigentlich auch (endet schliesslich am schwarzen Meer) und das Fast- Land ist Transnistrien, das ich dafuer ganz durchquert habe.
Auf Odessa war ich besonders gespannt und ich wollte endlich auf der beruehmten Potemkin- Treppe stehen - vor zwei Jahren war Odessa schon einmal ein Reiseziel, das aber wegen Ueberschwemmungen in Moldavien nicht erreicht werden konnte. Damals wurden wir kurz nach Iasi, vor der moldavischen Grenze, zurueckgeschickt.
Dieses Mal ging die Fahrt von Iasi bis Odessa rasch. Zuerst bis nach Chisinau, der moldavischen Hauptstadt mit dem Bus - ich war fast den ganzen Weg schon in die Gegenrichtung nach Iasi gestrampelt und hatte keine Lust, das alles nochmals so genau zu sehen. In Chisinau gab es eine Stadtrundfahrt im Schnelldurchlauf, so dass ich noch bis zum Abend moeglichst nahe an die transnistrische Grenze weiterfahren konnte.
Iasi mit seinem Eifel- Hotel (ja, der, der auch Tuerme baute)

Wichtiges Gebaeude in Chisinau

Park in Chisinau

Gebauede als Park in Chisinau

Nescafe ist schon da

An der Ausfallstrasse in Chisinau

Tja, Transnistrien.Das ist eines der Gebiete in der ehemaligen Sowjetunion, das so gerne ein Land waere, aber von keinem anderen Land als ihresgleichen akzeptiert wird. Sie geben sich alle Muehe, mit einer richtigen Grenzkontrolle, mit eigenen Uniformen, eigenem Wappen, einer eigenen Waehrung und leider auch mit Gesetzen, die kein anderes Land anerkennt, was den Beamten natuerlich einen Interpretationsspielraum gegenueber vemuteten Eurotraegern eroeffnet. Eine weitere Besonderheit Transnistriens ist, dass es noch ein gewisses Vertrauen in die Errungenschaften von Lenin hat, so dass man da und dort einer Statue von ihm begegnet und auch sonst allerlei noch aktiv eingesetzte Sowjet- Memorabilia auffaellt.
Daneben gibt es aber auch die ersten kapitalistischen Vorboten wie Gllitzerglas- Bauten, die obligaten Mercedes- und Porsche- Offroader und Sheriff- Supermarkets, Sheriff- Tankstellen und den Sheriff- Fussballklub (den Baslern inzwischen sicher ein Begriff). Dem Sheriff scheint das Land zu gehoeren.
Ich war dann knapp vier Stunden nach Einreise, nach einem kurzen Halt in der Hauptstadt Tiraspol, schon wieder ausgereist. Zuvor musste ich noch eine indiviuelle Ausreisegebuehr bezahlen. Da Moldavien das Land nicht anerkennt, gibt es bei der 'Ausrseise' aus Moldavien keinen moldavischen Zoll, also auch keinen Ausreise- Stempel, was dann bei der Ausreise aus Transnistrien ein 'Big Problem' fuer den transnistrischen Beamten war, das aber mit einem 'Little Present' geloest werden konnte.

Einfahrt nach Transnistrien

Ueber dem Dnjestr in Transnistrien

Recht und Ordnung herrscht

Der Sitz der transnistrischen Regierung

In Tiraspol

In Tiraspol

Der Kapitalsimus haelt Einzug


Vom Wind angetrieben erreichte ich noch am selben Abend Odessa und stand an der Eingangs erwaehnten Treppe. Die Stadt ist: sehr schoen, sehr charaktervoll, sehr charmant, sehr touristisch, sehr teuer (fuer ukrainische Verhaeltnisse). Weitgehend unbeschaedigt durch Kriege stehen an weiten Strassen schoene pastellfarbene Haueserzeilen aus der Jahrhunderwende. Alles ist grosszuegig, helles Licht dringt durch Baumalleen, welche die Strassen flankieren. Dazu gibt es viele Parks, die zum lesen oder einfach verweilen, schauen, schlendern einladen. Dann eben auch viel Tourismus, Carladungen von Touristen, die an den Sehenswuerdigkeiten vorbei getrieben werden, am Strand die grossen Clubs mit den internationalen DJ's und in den Fussgaengerzone die ueberteurten Restaurants.
In Odessa angekommen

Odessa - der Stadtpark




Katharina die Grosse

Die Treppe

Die Treppe und ich

Regierungsgebauede mit Puschkin


Die Oper


Morgen geht es weiter, in Richtung Krim. Vor den Bergen dort erwartet mich aber noch einige hundert Kilometer ukrainische Steppe, also vor allem flach und jede Kurve wird ein Ereignis werden.

Dienstag, 17. August 2010

Heiss und heisser

Heiss und heisser - damit ist das Wetter gemeint. Und es war so etwas wie das Leitmotiv der letzten 10 Tage. Nach der kurzen Erholung in Lviv wurden uns bald vom ukrainischen Wetterchannel Temperaturen bis zu 40 Grad angedroht. Fuer einmal behielt der Wetterfrosch- mit etwas Verzoegerung- recht. Je weiter suedlich wir kamen, desto heisser wurde es, bis wir uns die letzten drei Tage nur noch von einem erfrischendem Ziehbrunnen zum naechsten retten konnten.

Von Lviv aus ging es durch verschiedene Staedte im ehemaligen Galizien und der Bukovina: Ivano Frankivsk, Kolomyya, Czernowitz. Besonders Czernowitz war sehr huebsch, mit vielen gut erhaltenen oder neu restaurierten alten Gebaueden, einem Universitaetsgebauede, das man allenfalls in England erwarten wuerde und Fussgaengerzonen mit huebschen Kaffees.
Nach Lemberg

Fuer den diskreten Vodkagenuss

Irgendwo in den Huegeln

Verkaufen, was Haus und Hof hergibt

Czernowitz

Universitaet in Czernowitz

Dank unserer detailierten Ukraine- Karten konnten wir weiterhin auf den kleinen Nebenstrassen vorankommen, mit wenig Verkehr (und auch etwas weniger Asphalt). Das ist in der Ukraine sehr empfehlenswert, man kommt viel mehr in kleine Doerfer hinein und durch schoenere Gegenden. Die grossen Strassen sind oft einfach lange Geraden, gelegentlich ein Huegel, links und rechts Gebuesch und von vorne und hinten mehr oder weniger angriffige Verkehrsteilnehmer.
Von Czernowitz ging es dann zur moldavischen Grenze. Dabei wurde uns bereits einmal vorbereitend naehergebracht, dass Moldavien nicht eine grosse Ebene ist sondern aus ganz vielen, kleinen Huegeln besteht, die dem Fahradfahrer am Abend zu einen gesunden Appetit und mueden Beinen verhelfen. Bei Kelmentsi ueberquerten wir einen recht ruhigen Grenzuebergang (ausser uns waren nur zwei Hunde vor dem Zollgebauede, die aber nicht so recht wussten, wohin sie wollten und lieber miteinander spielten). Dann rollten wir auf unser erstes moldavisches Doerfchen zu und weiter ueber sanft rollende Huegel, durch kleine Doerfer mit huebschen Hauesern, ueberall Gaense, Huehner die rumstacksen, dann das gelegentliche Pferdegespann und vor jedem Haus gibt es einen Ziehbrunnen.

Moldavische Huegel
 
In einem moldavischen Doerfchen

Unter dem Regenbogen

The Flying Soldier

Moldavisches Tal

Was in Moldavien auffaellt, ist dass noch nicht alle Zeugen der Sowjetzeit so gruendlich getilgt sind wie in der Ukraine. Wenn man genau schaut entdeckt man sogar noch da und dort einen Hammer mit Sichel oder einen Lenin mit seinen Kumpanen, vor allem in den Staedten (die im uebrigen aber nicht besonders empfehlenswert sind).
Am letzten Abend in Moldavien kamen wir dann endlich noch zu einer Zeltuebernachtung. Nach einem anstrengenden Tag mussten wir feststellen, dass es im Zielort kein Hotel bzw in dem Gebauede, das als Hotel angeschrieben war, keine freien Zimmer mehr gab und so mussten wir uns noch ganz rasch einen netten Obsthain suchen, wo uns die ausgehungerten Moskitos einen freudigen Empfang bereiteten.
Vorstadt in Balti

Hauptplatz in Balti

Unterwegs durch die Huegel

Motoradgang

In den Rebbergen
Hotel Obsthain

Am kommenden Morgen haetten sich die Wege von mir und von Christian und Marianne trennen sollen, ich hatte vor links abzubiegen, sie rechts. Doch da ich an diesem Morgen meinen zweiten Plattfuss innerhalb 24 Stunden hatte (nach weit ueber 10'000km Plattfussfreien Kilometern) und der Verdacht auf einen Felgendefekt da war, entschied ich mich mit nach Rumaenien zu gehen, wo die Moeglichkeiten zur Behebung des Problemes besser sind.
Zum Glueck hat sich herausgestellt, dass es nichts ernstes ist und so gehe ich morgen zurueck nach Moldavien und hoffe, dann endlich Odessa zu erreichen.

Donnerstag, 5. August 2010

Durch die Slowakei in die Ukraine

Kuehl und regnerisch war es, als ich Wien verliess, weiter der Donau entlang flussabwaerts. Bis Wien war dichter Radfahrerverkehr, danach war ich fast alleine unterwegs auf dem Radweg. Anscheinend waren die meisten Radler von Wien nach Hause zurueck gekehrt. Nach einer letzten Nacht in Oesterreich gings dann bei Bratislava ueber die Grenze in die Slowakei.
Bratislava

Die naechsten Tage begleitete mich weiterhin ein kuehler Wind und eine maessig interessante Landschaft. Weiter ostwaerts fuehrte dann der Weg mittten durch die Slowakei hindurch, ueber Banska Bystrica in die niedrige Tatra. Schoene, weite Huegelzuege, bestanden mit Nadelwaeldern und weniger Verkehr machten das Fahren wieder vergnueglicher.
Slowakei - manchmal weniger interessant

Slowakei - interessanter

Nach knapp einer Woche kam ich in Kosice im auesseren Osten der Slowakei an, wo ich Marianne und Christian traf. Zu dritt wollen wir durch die die Ukraine und Moldavien fahren. In Kosice hatte ich erstmals seit einer Woche das kuehl- windige Wetter hinter mir gelassen und die Stadt liess mich auch erahnen, dass ich mich einen grossen Schirtt in Richtung Osten bewegt hatte, Unbekanntes beginnt sich immer mehr mit dem Vertrauten zu vermischen.
Ueber Humenne naherten wir uns der Grenze zur Ukraine, der EU- Aussengrenze. Mit entsprechenden Erwartungen.....Doch dann war der Grenzuebertritt ganz einfach, keine langen Autokolonnen oder endlose Buerokratie, einfach ein Stempel und durchgewunken. Und auch die ersten Eindruecke der Ukraine waren positiv, vieles recht aehnlich zwar, aber alles ist etwas ruhiger, gemuetlicher und urspruenglicher und verstaerkt den Eindruck, dass Europa nun langsam ferner rueckt.
Der erste Morgen in der Ukraine

Morgenstimmung am Fluss

Eine Holzkirche versucht sich zu verstecken

In den ukrainischen Karpaten

Bushaltestelle

Das naechste grosse Ziel war nun Lemberg. Doch zuerst mussten wir die Karpaten ueberwinden, eine herrliche Fahrt durch wunderschoene Gegenden, mit Nadelwaeldern bestandene weite Huegel, verstreute Siedlungen von Holzhauesern und Holzkirchen. So fuhren wir dem Quellfluss des Dnjestrs entlang Richtung Lemberg, das mit seinen kopsteingepflasterten Gassen und alten Hauesern das alte Galizien erahnen laesst. Hier gab es fuer mich endlich wieder einmal Ruhetage, die ersten seit Sils - war langsam an der Zeit.
Neues Ortsschild, neue Besetzung (L'viv = Lemberg)

Auf dem Markt in Lviv

Kunst

Alte Haueser in Lemberg